Wachsysteme

Wachsysteme beim Hochseesegeln

Für die Wahl des richtigen Wachsystems betrachtest Du folgende Punkte:

  • Die Befreiungen vom Wachsystem (Skipper, Smut, etc.)
  • Die Anzahl der sich abwechselnden Wachen (2 oder 3 Gruppen) und deren Aufgaben
  • Die Dauer der einzelnen Wachen, tags und nachts

 

Befreiung. In Bezug auf die hier beschriebenen Wachsysteme besteht die kleinste Besetzung aus 2 Personen: 1 Skipper plus 1 Crewmitglied (Skipper + Crew = Besetzung). Hier ist der Skipper notwendigerweise Teil des Wachsystems. Dies funktioniert nur, wenn beide Wachen in der Lage sind das Schiff eigenverantwortlich und selbständig zu führen.

In der Regel ist der Skipper vom Wachsystem ausgenommen, also ab 2 Crew . Der Skipper begleitet und unterstützt seine Crew zu jeder Zeit und sollte in den ersten Tagen und Nächten unmittelbar bereit stehen können (das führt manchmal dazu, das er in Ölzeug und mit Gummistiefeln sowie angelegter Rettungsweste schläft). Diese Unterstützung kann der Skipper nur leisten, wenn er nicht selber in das Wachsystem eingebunden ist. Bei vorhandener Crewstärke (ab 3 oder besser 5), können auch noch andere Rollen befreit werden, wie z.B. der Smut.

Die Entscheidung beruht also auf der Crewstärke und der vorhandenen Erfahrung der Crew.

 

Wachen. Es gibt zwei Einteilungen:  2 oder 3 Wachen, bzw. Gruppen.

Wachen_Gruppen

  • 2 Wachen (Steuerbordwache und Backbordwache). Du wählst dieses System in der Regel mit 2 Crew (einfache Besetzung) oder 4 Crew (doppelte Besetzung). In diesem System, ist der Pantry besondere Aufmerksamkeit zu widmen, denn sie kommt oft zu kurz.
  • 3 Wachen (Wache A, B und C).Das 3 Wachen-System gibt mehr Entspannung in der Bordroutine. Die Standby-Wache ist die zentrale Person. Sie hilft bei Manövern, unterstützt die Navigation und erledigt die Pantry (kochen, abwaschen, putzen, etc.). Diese Arbeiten können häufig in kürzerer Zeit erledigt werden, so dass die Stand-by-Wache bereits frühzeitig ausruhen kann. Du wählst dieses System in der Regel mit 3 Crew (einfache Besetzung) oder 6 Crew (doppelte Besetzung).
  • Frage: Ich habe eine Crewstärke von 5 (ohne Skipper), welche Einteilung soll ich nun wählen? Du wählst die doppelt besetzte 2er-Wache mit einem zusätzlichem Springer (z.B. Smut) oder Du steigst als Skipper mit in die doppelt besetzte 3er-Wache ein.

 

Intervalle. Hier legst Du fest, wie lange eine Wache gehen soll (tags/nachts). Finde das zur Wacheinteilung und Deiner Crew passende Intervall selber. Ich persönlich bevorzuge häufig das 3/4-Intervall. Auch die andere Systeme haben ihre Vorzüge.

Wachen_Intervalle

  • Das Intervall 4/4 unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den beiden anderen Intervallen: Die jeweiligen Wachen (Stb/Bb oder A/B/C) haben feste Zeiten zu denen sie Wache gehen.
  • Die Intervalle 4/6 und 3/4 rotieren in den Wachzeiten: Die jeweiligen Wachen (Stb/Bb oder A/B/C) wandern durch den Wachplan, so dass jede Wachzeit fair verteilt wird.
  • Einfach besetzte Wachen wählen bevorzugt das Intervall 3/4. Wegen der höheren Arbeitsdauer sind die Intervalle 4/4 und 4/6 eher geeignet für doppelt besetzte Wachen.

 

Beispiel. Wachsystem: 3 Wachen, einfach besetzt, im 3/4 Intervall.

Wir beginnen hier 1600:

  • Wache A steuert und navigiert,
  • Wache B ist stand-by, verpflegt und reinigt (wenn sie schnell ist, kann sie sich schon ausruhen),
  • Wache C schläft.

Eine Wache dauert nachts 3 Stunden und tagsüber 4 Stunden. Nach dieser Zeit rotieren wir, hier 2000:

  • Wache C steuert und navigiert,
  • Wache A ist stand-by, verpflegt und reinigt (wenn sie schnell ist, kann sie sich schon ausruhen),
  • Wache B schläft.

Nächster Wachwechsel um 2300:

  • Wache B steuert und navigiert,
  • Wache C ist stand-by, verpflegt und reinigt (wenn sie schnell ist, kann sie sich schon ausruhen),
  • Wache A schläft.

u.s.w.

 

Fazit. Die Wahl des Wachsystems wird durch viele Faktoren beeinflusst. Meine persönliche Wahl sieht i.d.R. so aus:

  • Als Skipper bin ich nicht im Wachsystem eingeteilt. Ich bin jederzeit ansprechbar und unterstütze bei allen Bordroutinen
  • 2 Crew: Stb/Bb-Wache im 3/4 Intervall
  • 3 Crew: 3 Wachen im 3/4 Intervall
  • 4 Crew: 2 doppelt besetzte Wachen im 3/4 (oder 4/6) Intervall
  • 5 Crew: 2 doppelt besetzte Wachen im 3/4 (oder 4/6) Intervall mit Smut (befreit)
  • 6 Crew: 3 doppelt besetzte Wachen im 3/4 (oder 4/6) Intervall

 

Anforderung. Die Teilnahme an einem Wachsystem erfordert einen wahrnehmbaren körperlichen, mentalen und emotionalen Einsatz. Der Teilnehmer sollte ein grundlegendes Verständnis für das Segeln auf einer Segelyacht mitbringen, körperlich fit und psychisch unbelastet sein und sich aktiv in ein Team einbringen können.

Törnbericht Atlantik Oktober 2014

Zeit: 05. bis 22. Oktober 2014

Yacht: Merenneito (X-442)

Route: La Coruna – Lissabon, 370sm, 4 Tg; Lissabon – Madeira, 530sm, 5 Tg; Madeira – Teneriffa, 300sm, 3 Tg; Gesamt ca. 1.200sm, 15 Tage

Mit kleiner Crew unterwegs

IMAG1343Am ersten Tag gehen wir gemeinsam einkaufen und machen eine intensive Einweisung in das Schiff, dann erst geht es los.

Insgesamt zählen wir drei Köpfe. Wir entscheiden uns für eine einfach besetzte Steuerbord-/Backbordwache im 3/4-Intervall. IMAG1369Als Skipper bin ich nicht in der Wache eingeteilt. Die ersten Tage und Nächte begleite ich die Crew in den Wachen und navigiere. Bei den Wachwechseln helfe ich bei Manövern und beim Kochen. Ich schlafe (wenn man das so nennen kann) unregelmäßig, in Ölzeug, mit Gummistiefeln sowie angelegter Rettungsweste damit ich jeder Zeit unterstützen kann.

P1040052Das Team funktioniert super! Alle bringen sich mit vollem Engagement ein und wir kommen sicher und gut voran. Die zweiköpfige Crew bringt schon reichlich Erfahrung mit und kann schnell selbstständig Wache gehen. Danke! So kann ich auch mal das Ölzeug ablegen.

Schade, das man so wenig Zeit miteinander hat, aber das holen wir in den Etappenhäfen nach!

Wetter

Wir starten mit Wind gegenan. Am Cabo Finistere zunächst nicht allzu ungewöhnlich, wenn es auch schon mal in die andere Richtung wehen kann. In der zweiten Hälfte des Törns bestimmt ein riesiges Tiefdruckgebiet über dem Atlantik den weiteren Verlauf unserer Reise.

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Das Tief drückt alles weit nach Süden. Wir bekommen im zweiten Quadranten starken Wind aus SW mit mehreren Fronten und Sturmwarnungen.

Das betraf uns zwar nicht mehr, aber zur Info: Zu guter Letzt, das „Monster-„Tief ist gerade durch, kommt von Westen ein Hurrikan in zwei Tagen über den Atlantik gerast.

Route

IMAG1345Nach dem Etappenziel Cascais entscheiden wir uns für eine südlichere Route über Marokko und verzichten auf Madeira. Die Entscheidung ist wohl richtig: Der Wind weht die nächsten Tage von Madeira zu uns rüber und schickt einige FronteIMAG1362n gen Osten mit zum Teil 10Bft.

Wir laufen vor den Fronten bei gut 45kn mit halbem Wind ab gen Süden. Auch später haben wir perfekte Winde aber auch mal eine Flaute auf dem Weg zu den Kanaren.

Marokko

IMAG1358Unvorbereitet, ohne marrokanisches Geld, laufen wir Mohammedia an um Einzuklarieren. Die fünfzehn Anmeldeversuche per Funk trage ich ins Logbuch ein. Wir setzen „Q“ und laufen ein. Der Hafen hat flache Stellen bei Niedrigwasser, wir finden aber noch einen Stegplatz und loten genug Wasser unterm Kiel für die kommenden LW.

Insgesamt 6 Beamte kommen an Bord. Das Einklarieren selbst ist nach einer Stunde zügig erledigt. Ein Polizist bleibt etwas länger IMAG1373sitzen und möchte mir eine Penalty aufdrücken, weil ich mich angeblich nicht per Funk gemeldet habe. Ich zeige ihm das Logbuch. Jetzt fragt er ganz offensiv nach Präsenten. Ich verstehe! Wir verlieren so den größten Teil unserer Schokolade und der ohnehin bescheidenen Biervorräte, aber immerhin kein Geld: Korrupte Beamte trinken auch Alkohol.

IMAG1409Wir bunkern bei HW etwas Diesel und segeln weiter nach Safi. Ein neues Crewmitglied kommt nach Casablanca und soll in Safi an Bord. In Safi stellen wir gleich diverse Radler bereit. Das Einklarieren läuft einwandfrei, selbst der in vielen Foren als korrupt beschriebene Hafenkapitän verlangt nichts. Am Abend kommts dann doch noch : Schichtwechsel im Hafenamt. Der korrupte Hafenkapitän weist mich „freundlicherweise“ auf die fehlende Gastlandflagge und die drohende Strafe hin, sollte ein „Offizieller“ das sehen. Ich nehme seine „angebotene“ Hilfe an und kaufe ihm für 10 € eine völlig verblichene und zerfetzte Flagge ab, die er gerade erst irgendwo abgeschnitten hat. Bevor ich sie anbringen kann, muss ich noch ein neues Bänzel in das brüchige Tuch einziehen, damit ich sie überhaupt anbinden kann.

In den marrokanischen Häfen haben wir 2014-10-16 08.09.21mehr als doppelt soviel Geld gelassen, wie in einer gepflegten voll ausgestatteten Marina, wie z.B. Cascais. Dafür hatten wir Abenteuer und Urlaubsfeeling pur.

Weiter

Mit der erweiterten Crew wechseln wir gleich in ein Wachsystem mit drei einfach besetzten Wachen: Steuer-, Standby- und Freiwache. Das tut gut!

IMAG1428Auf dem Weg zu den Kanaren haben wir noch an der marokkanischen Küste eine Flaute. In der Nacht kommt wieder Wind und wir wechseln die Segel. Dabei haben wir Besuch von mehreren Haien, die wohl vom Deckstrahler angelockt wurden.

Insgesamt für alle ein spannender Törn mit vielen Seemeilen an echter Erfahrung und einer kleinen aber super-klasse Crew.

Hilmar

Zur Törnbeschreibung

Törnbericht Ostsee Juli 2014

Urlaubstörn Ostsee Juli 2014

Zeit: 19. Juli bis 02. August 2014 (2 Wochen)
Revier: Ostsee (Kopenhagen – Schweden – Stralsund)

Yacht: Gib Sea 43 (Ausstattung und Komfort ausgezeichnet, gute Segeleigenschaften)

Zum Törnplan


 

Tag 0, Samstag 19/07. Boarding und Proviantierung. Die Erwartungsabfrage: Urlaubstörn mit Beimischung an Erfahrungerweiterung.

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Vorweggenommen: Der Törn startet als reiner Männertörn in Kopenhagen-Trangraven. Das Schiff war immer Tip-top, wir haben jeden Abend gekocht, es gab jedes mal Salat dazu und über den Tag Obst. Hochsommerliches Wetter mit leichten Winden, selten gegenan. Relaxen, ausprobieren, relaxen.

Tag 1, Sonntag 20/07. Torekov, 45 sm

Tag 2, Montag 21/07. Segeln mit Blister bei 3 Bft halbem Wind. Plötzlich ein kurzer Knall, Sekunden später fällt etwas ins Wasser. Schoten los, Segel bergen, Spifall an den Bugbeschlag und unter Motor in den nächsten Hafen: Falkenberg, 26 sm.

Austausch eines beschädigten Blocks am Masttop.

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Tag 3, Dienstag 22/07. Hästholmen (Mönster), 45 sm. Die erste Schäre des Törns.

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 Tag 4, Mittwoch 23/07. Kallö Knippla, 30 sm. Sympathischer und lebendiger kleiner Hafen mit echtem Hafen-Bingo. Schöne Insel.

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Tag 5, Donnerstag 24/07. Marstrand, 20 sm.

Tag 6, Freitag 25/07. Hälsön (Tjörn), 20sm. Mein Persönliches Highlight: Hälsön, nördlich von Tjörn. Leichter Einfluss der Gezeiten auf die Wassertiefe.

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Tag 7, Samstag 26/07. Rörö, 30 sm. Kein Highlight, da hat uns Kallö Knippla doch wesentlich besser gefallen.

 Tag 8, Sonntag 27/07. Lilla Bommen (Göteborg), 15 sm. Die Crew wird um eine Person größer und damit auch heterogener.

Woche 2. Die Rückfahrt nach Stralsund ist weiter sehr entspannt. Je südlicher wir kommen, desto schlechter wird das Wetter, allerdings auch nur relativ zu dem Hochsommer, den wir in den Schären erlebt haben.

Hilmar

Sailblog

Törnberichte. In dieser Blog-Kategorie [Sailblog] gibt es aktuelle Berichte direkt von Bord. [Aktualisieren]

Schiffsposition. Du kannst die Schiffspositionen live verfolgen, sofern an Bord ein aktives AIS vorhanden ist und das Schiff sich in Küstennähe befindet. Für die Suche benötigst Du den Schiffsnamen oder die MMSI. Die findest Du in der Regel in der Törnbeschreibung [Termine]. Es gibt viele Internetseiten auf denen Du die Schiffe verfolgen kannst (#AIS, Tracker), wie z.B. www.marinetraffic.com.

Hochsee-Überführungstörns

Die hohe Klasse des See-Segelns

Ein Hochsee-Überführungstörn stellt in jeder Hinsicht hohe Anforderungen an die Crew, die Yacht und deren Ausstattung.

Wir fahren eine festgelegte Strecke gegen die Zeit. Die Etappen sind lang und sie gehen über viele Tage und Nächte, ohne Pause. Jeder einzelne ist dabei ein wichtiger Bestandteil des Gesamtsystems und stellt sich in dessen Dienst zur Erreichung des gemeinsamen Ziels. So trägt er mit seiner konstruktiven Teilnahme zum erfolgreichen Abschluss bei.

  • Das 3/4 Wachsystem mit 3 Wachen. Wir beginnen: Wache 1 steuert und navigiert, Wache 2 ist stand-by, verpflegt und reinigt (wenn sie schnell ist, kann sie sich schon ausruhen), Wache 3 schläft. Nach dieser Zeit rotieren wir. Eine Wache dauert nachts 3 Stunden und tagsüber 4 Stunden.

Anforderung. Der Teilnehmer sollte ein grundlegendes Verständnis für das Segeln auf einer Segelyacht mitbringen. Er sollte körperlich fit und psychisch unbelastet sein und sich aktiv in ein Team einbringen können.

Was nimmst Du mit nach Hause? Die Teilnahme erfordert einen wahrnehmbaren körperlichen und emotionalen Einsatz. Dafür findest Du womöglich einen Schatz, von dem Du ein Leben lang zehren kannst.

  • Die seglerischen Erfahrungen, die Dich auf ein neues Niveau befördern: Die Organisation und Routine an Bord, die fortlaufenden Erlangung und Verarbeitung von Sicherheits- und Wetterinformationen und der daraus abgeleiteten Taktik, das nächtliche Segeln an der Windkante, uvm.
  • Die erfahrene Teamzusammengehörigkeit und was Du daraus für Deine Skippertätigkeit und Crewführung oder Dich persönlich ableitest.